Kulinarische Indienreise 2023

Wenige Tage vor der Abreise

Hallo ihr Lieben,

es ist Donnerstag und am Montag geht es endlich los nach Indien! 

Ich habe zwar noch nicht alle meine Sachen gepackt, aber immerhin habe ich jetzt zumindest eine neue Tasche gekauft. Wie das mit der Reiseplanung ist, weiß ich auch nicht. Egal wie früh man anfängt, nach Plan läuft es nie, aber das macht die Reise doch so spannend! 

Ich erzählte euch ja schon, dass ich auf Reisen gehe und neue Rezepte sammle, die wir dann in der Kochschule gemeinsam zubereiten. Dieses Mal geht es nach Indien, für mich ist es das erste Mal Asien und ich bin schon ganz aufgeregt. Bevor es losgeht, haben wir noch eine Menge zu tun.

Bis bald!

Der 1. Tag in Indien – Eindrücke über Eindrücke!

Nach der Abholung am Flughafen ging die aufregende Reise weiter, und zwar etwa eine Stunde lang, durch das quirlige Indien, genauer gesagt durch Delhi. Die Straßen waren so unglaublich voll, dass es eine echte Achterbahnfahrt der Eindrücke war! Die Farben leuchteten so kräftig, und es war einfach wahnsinnig aufregend. Ich war ganz überrascht, wie die Autos fahren, denn es gab quasi keine Markierung auf den Straßen. Es war ein buntes Treiben, und es fuhren immer so viele Autos, Roller und Rikschas nebeneinander her, als ob sie sich ein Rennen lieferten! Die Leute kletterten über, drunter und durch, einfach um zu überleben. Es war so aufregend!

Als wir im Hotel ankamen, wollte ich mich eigentlich ein bisschen ausruhen, aber ich konnte nicht. Ich musste einfach ins Getümmel, und da traf ich Sunny. Er sagte mir, dass ich in dieser Ecke von Delhi nicht alleine herumspazieren sollte. Ich habe ihm lieber mal vertraut und bin nicht so weit gegangen und habe dann im Hotel einen leckeren Cappuccino in Bärchenform getrunken. Dann wurde ich von Yuvraj, meinem Delhi-Guide, abgeholt und wir sind durch Alt-Delhi gelaufen. Das war so aufregend! Überall Müllberge, Kühe stehen auf den Straßen, an jeder Ecke wird gekocht, es ist heiß, überall ist Staub, aber es ist so spannend, so roh und aufregend.  Yuvraj ist ein total cooler Typ und spricht sogar Deutsch. Er hat mir viel über die Kultur erklären können, wir haben Tempel besichtigt und Gewürzmärkte. Meine ersten indischen Gerichte waren Kofta und Samosa, dazu gab es Minzpesto und Kartoffeln in einer scharfen Sauce, die ich auf jeden Fall noch lernen muss. Und dann diesen unglaublichen scharfen Currydip und eine süße Soße, deren Zutaten mir noch nicht bekannt sind.

Dann ging es für uns auf den größten und aufregendsten Gewürzmarkt von Delhi, der sich über zwei Etagen erstreckt. Tonnenweise Gewürze, überall in Säcken gestapelt, erwarten einen. Man darf sie in die Hand nehmen, daran riechen, probieren, schmecken, fühlen – hier gilt es, mit allen Sinnen zu genießen! Wir sind dann auch auf die zweite Etage gegangen, eine dunkle Treppe, die etwas verheißungsvoll aussah, und oben wartete das Chili-Paradies. Die Leute kommen aus ganz Indien an diesen Ort, kaufen sich kilo- und tonnenweise Gewürze und verkaufen diese dann weiter. Das heißt, hier kommen die Gewürze aus ganz Indien erst einmal zusammen und werden dann von hier aus verbreitet. 

Wir haben den schwarzen Kardamom entdeckt, den ich vorher noch nie als Kapsel gesehen habe. Der Fenchel war komplett anders als wir ihn kennen, er war richtig grün und nicht braun. Die Kurkuma-Wurzeln waren unglaublich gelb, so richtig knallig und hell, ganz anders als wir es von hier gewohnt sind. Und dann haben wir noch Pipali Lang entdeckt, einen Pfeffer, der in den Kochkursen immer wieder verwendet wird. Er sieht aus wie kleine Tannenzapfen, und es gibt ihn in verschiedenen Größen und Sorten. 

Was für mich ganz neu war, und was mich wirklich begeistert hat, sind die Lotusblütenbälle. Sie sehen aus wie Popcorn, und sie schmecken fantastisch! Diese schwarzen kleinen Wunder wachsen unter den Lotusblüten, die wir alle schon einmal auf dem Wasser schweben gesehen haben. Wenn man sie aus den Lotusblüten nimmt und in Fett ausbackt, ploppen sie auf – ähnlich wie Popcorn. Sie sind nicht ganz so groß, werden weder gesalzen noch gezuckert, aber als kleiner Snack zwischendurch sind sie bestimmt nahrhaft. Und die unglaubliche Vielfalt an Linsensorten an jedem einzelnen Gewürzstand – das war wirklich ein Erlebnis! Linsen und Kartoffeln sind hier definitiv die Stars der Beilagen, und ich habe eine Zimtrinde probiert, die so unglaublich intensiv lecker war, dass ich direkt eine ganze Packung mitnehmen musste.

 

An dem Gewürzstand habe ich mich dann unterhalten und erzählt, dass ich Koch bin. Auf einmal hat der Besitzer ein paar Fotos ausgepackt, und wir haben festgestellt, dass wir in einer Gewürzbude waren, in der schon Alfons Schuhbeck war und viele andere berühmte Köche. Die Besitzer haben mir Fotos gezeigt, und ich habe mich total gefreut. Wir haben dann zusammen ein Foto gemacht, und ich habe einen Sack verschiedener Gewürze gekauft. Ich habe auf dem Markt eine unglaubliche Entdeckung gemacht: Alle bunten Salzsorten werden in Indien Kala Namak genannt, nicht nur das schwarze Rauchsalz. Wir haben Säcke gesehen, in denen richtig schwarze, große Kristalle drin waren, in anderen rote, rosafarbene und das Himalayasalz, das wir kennen. Sobald man das bunte Salz in Wasser bei hoher Temperatur kocht, verliert es seine Farbe und wird weiß – ein faszinierender Anblick! Die großen Kristalle, die dabei entstehen, sind einfach unglaublich. 

Danach erkundeten wir die quirlige Altstadt von Delhi. Wir besuchten einen faszinierenden Markt, der nur aus Sonnenbrillen bestand , einen beeindruckenden Schuhmarkt und einen unglaublichen Markt, auf dem Hochzeitskleidung für Männer und Hochzeitskleider für Frauen angeboten wurden. Es war wirklich spannend zu beobachten, wie Frauen hier immer mehr Möglichkeiten haben, sich zu entfalten und zu verwirklichen. 

In der Ecke haben wir dann das nächste Gericht probiert, nämlich Panjabi, eine Art Fladenbrot, das wir zuvor noch nie gegessen hatten. Einmal mit Zucker und einmal mit Cashew, ein absolutes Muss! Die Cashewkerne werden auf dem Tisch mit einem Nudelholz ausgerollt und dann kommt das Brot oben drauf. Später wird das Ganze in Fett ausgebacken und mit ähnlichen Saucen wie schon bei den Kofta serviert. 

Danach gingen wir in einen Sikh Tempel, hier muss man die Schuhe ausziehen und den Kopf bedecken, was wir natürlich sofort gemacht haben. In Sikh-Tempeln gibt es für jeden Menschen eine kostenlose Portion Essen und jeder darf mithelfen, was ich sehr schön finde. Ich bin also direkt rein und wir haben die Fladen rund gerollt. Die Dame, der ich geholfen habe, war beeindruckt, wie schnell ich bin. Dann bin ich in Fahrt gekommen und habe mir eine Brotzange geschnappt. Ich habe angefangen, die Fladen auf einer großen Eisenplatte zu einem runden Ball zu formen, wie im Pizzaofen. Nach wenigen Malen hatte ich den Dreh raus und es ging richtig los! Ich habe gebacken wie ein Weltmeister. 

Es ist wirklich unglaublich: Da hier täglich für tausende Menschen gekocht wird, gab es Riesen-Kochgeschirr! So einen riesigen Topf wie hier muss ich auch ehrlich gesagt zugeben, hab ich noch nie gesehen. Und die Pfanne mit den Zwiebeln – unglaublich groß! 

Später waren wir in einer Moschee, die der gleiche König gebaut hat, der auch das Taj Mahal hat bauen lassen.  Anschließend besuchten wir einen Hindutempel, der leider geschlossen war, aber von außen schon spektakulär bunt war. Direkt daneben war die rote Pforte, die leider auch zu war, da am 15.8. Unabhängigkeitstag ist und hier die Festivitäten vorbereitet werden. 

Nach vier Stunden zu Fuß durch Alt Delhi war das Einzige, das ich mir gewünscht habe, ein bisschen frische Luft. Da die Staubbelastung doch relativ hoch war, haben wir uns eine Rikscha geschnappt und sind zurück Richtung Hotel gefahren. Ich habe meine SIM-Karte bekommen, und das für nur ungefähr 5 € pro Tag und damit habe ich 2 GB Internet, 30 Tage lang und kostenlose SMS und Anrufe in Indien! 

Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel, wo ich das hier jetzt geschrieben habe, ging es an den Knott Place, eine Food-Meile. Es ist 10 vor 8, so spät soll ich hier angeblich nicht mehr unterwegs sein, aber ich stecke einfach nicht allzu viel Geld ein und sonst gar nichts und los geht’s…

Hey Leute,

ich bin heute Morgen so gegen 9:00 Uhr aufgewacht und habe nur so semi gut geschlafen. Das liegt zum einen an der Aufregung, zum anderen an der Hitze und vielleicht auch an der Zeitverschiebung, obwohl ich damit eigentlich nie Probleme hatte. So etwas wie Jetlag gab es bei mir noch nie. Allerdings liege ich hier auch bis ca. 03:00 Uhr wach im Bett. Allein wie das Bett riecht, könnte ich mir vorstellen, dass der eine oder andere auch Schlafprobleme hätte. Wie es sich für einen Selbständigen gehört, habe ich heute Morgen noch schnell die Buchhaltung fertig gemacht. Zum Frühstück gab es Sandwiches, einmal Tandoori Chicken und einmal Tomato Cheese, aber ich wusste nicht, dass das jeweils 4 doppelt belegte Sandwich-Ecken sind, also insgesamt 8 Sandwich-Ecken mit Pommes oben drauf. Das konnte ich natürlich nicht alles essen, habe es dann mit aufs Zimmer genommen und über den Tag zumindest die Hälfte geschafft.

Gestern waren wir ja in Alt Delhi. Es wurde 1610 gegründet und man merkt einfach jeden Tag das Alter dieses Bezirks. Es ist sehr wild und chaotisch, wie ich gestern schon geschrieben habe. Heute sind wir dann nach Neu Delhi gefahren, ganz ehrlich wie in einem anderen Land. Sobald man Alt Delhi verlassen hat, sind die Straßen sauberer, weniger Obdachlose aber auch weniger Trubel und weniger Street Food. Stadt ohne Ende, Straßenstände, Läden, in denen sich alles abspielt. Unser erster Stopp war der Lotus-Tempel. Er ist riesig und liegt in einem wunderschönen Garten. Wir sind mit dem Zug dorthin gefahren, auch das war ein Erlebnis. Der Bau des Lotustempel wurde 1980 begonnen und 1986 fertiggestellt. Dieser Tempel gehört keiner Religion an, was auch das Ziel des Ganzen war, nämlich einen Ort zu schaffen, an den jeder kommen kann, um zu meditieren, unabhängig von Religion oder Herkunft. Der gesamte Garten ist mit Sonnenblumen und frisch geschnittenen Boxbäumen bepflanzt.

 

Der Tempel selbst ist aus feinstem italienischen Marmor erbaut und glänzt. Die weiße Lotusblüte hat im buddhistischen und hinduistischen Glauben die höchste Bedeutung. Wir mussten eine Weile warten, bis sich genügend Leute versammelt hatten, um den Lotustempel von innen zu besichtigen. Wie in vielen religiösen Stätten ist es auch hier nicht erlaubt zu fotografieren. Der ganze Tempel war quasi voll mit Bänken, deren Sitzfläche auch aus weißem Marmor bestand, vorne war ein kleines Podest, wahrscheinlich werden hier zu besonderen Anlässen zwischendurch mal Reden gehalten. Nach dem Lotustempel ging es weiter zum Lodi-Garten, die Lodi-Dynastie war das Reich vor der Mogulzeit. Etwa im 15. Jahrhundert endete die Lodi Dynastie und begann die Mogul Dynastie die unter anderem die Moschee gebaut hat die ich gestern schon besucht habe. Auch dieser Garten war wunderschön. Hier gab es 6 verschiedene Vogelarten, unter anderem auch Pfauen, ganz viele Palmen und unglaublich viele verschiedene Baumarten und in diesem riesigen Garten gibt es mehrere Gräber, 3 davon habe ich gesehen, die sind auch über 500 Jahre alt und in einem ist das Grab des letzten Herrschers von Lodi. Obwohl die Gräber über 500 Jahre alt sind, kann man noch die bunten Farben der Malereien sehen.

Das sind nämlich keine gewöhnlichen Farben, sondern Naturfarben aus Chili und Blumen und anderen Naturpflanzen. Es war wirklich schön hier und auch ein bisschen kühler, denn heute war es schon sehr heiß, gleich nach dem Aufstehen habe ich schon geschwitzt, obwohl ich noch in meinem Hotelzimmer war. Nach dem Ludigarten sind wir dann zum India Gate gegangen, das der englische König Georg Wilhelm der Fünfte in Auftrag gegeben hat. Es ist riesig und liegt genau gegenüber vom Präsidentenpalast, 2 Kilometer Luftlinie. Der Architekt, der den Bau übernommen hat, hat das Tor ein paar Zentimeter zu weit rechts gebaut und wurde deshalb aus fast allen Quellen gestrichen. Den Präsidentenpalast wollten wir uns danach anschauen. Da aber am 15. August Unabhängigkeitstag ist, ist hier alles voll mit Militär und man konnte den Palast nur von weitem sehen. Hier haben wir etwas Leckeres probiert, das als Wasserbälle beschrieben wurde. Kleine Teigstücke die zu Kugeln geformt frittiert wurden und dann mit etwas Reisartigem gestopft wurden. Das Ganze wurde dann mit einem grünlichen Gewürzwasser aufgefüllt. Das gab es einmal in süß und einmal in salzig und wie alles hier ein bisschen scharf aber sehr angenehm. Hier war es auch unglaublich aufgeräumt und sauber. Wir haben viele Kinder in Schuluniformen gesehen, die das Gate und den Palast besichtigt haben. Danach sind wir mit der Rikscha zum Connaught Place gefahren.

Ein weiterer Garten, aber auch eine riesige Einkaufszone, die in drei Kreise unterteilt ist. In der Mitte befindet sich eine große weiße Einkaufsmeile, in der auch die Preise dem europäischen Standard nahe kommen. Hier habe ich in einem sehr schicken Restaurant mit cooler Holzverkleidung und Pflanzenelementen Tandoori Chicken gegessen. Dazu gab es Minz-Pesto, was hier sowieso sehr beliebt ist, und ein Pendant aus Kreuzkümmel und Koriander. Das war echt lecker. Dann sind wir zurück ins Hotel und ich habe mich vorerst von meinem neuen Freund verabschiedet, denn in 9 Tagen komme ich in Jaipur an, wo er wohnt. Dort bin ich zum Kochen und Feiern eingeladen. Ich freu mich schon drauf, denn er ist ein echt cooler Typ. Danach bin ich für 2 Stunden ins Hotelzimmer gegangen, hab mich ein bisschen ausgeruht und nochmal geduscht und dann bin ich wieder rein nach Alt Delhi zu dem Tattoo Studio, wo ich gestern Abend schon war und hab mich tätowieren lassen. Der Zoo Dama Tattoo Shop war für indische Verhältnisse sehr ordentlich und sauber. Die Leute hier waren auch sehr cool! Dann hab ich mir noch ein Top gekauft und hab im Restaurant neben dem Hotel gegessen. Das Lamm Rogan Josh hat jetzt nicht so geknallt, was aber echt gut war war das Naan mit Knoblauch und das Chutney mit Limette und, ich glaube, Agavendicksaft, da bin mir aber nicht ganz sicher. Das war auch der letzte Schritt für heute. Jetzt bin ich in meinem Hotelzimmer angekommen und werde früh schlafen gehen, denn morgen bin ich alleine in Delhi unterwegs, werde mir meine Schürze und meine Kochmesser schnappen und die umliegenden Restaurants unsicher machen, sprich kochen. Ich freue mich schon total darauf und hoffe, dass ich diese Nacht besser schlafen kann.

 

 

 

 

Allein in Delhi. Heute vom Hotel aus in die andere Richtung. Das Hotel liegt in Old Delhi, wo schon sehr viel Armut herrscht. Aber je weiter ich reingegangen bin, desto krasser wurde es. Hier gab es nicht einmal mehr benzinbetriebene Rikschas, es waren sogar die ersten Fahrradrikschas, die ich gesehen habe. Was ich faszinierend finde, ist, dass hier die meisten Leute ihren eigenen Laden oder ihre eigene Rikscha haben. Wenn ich das richtig verstanden habe, gehören die Rikschas zum Teil auch den Leuten. Die Leute hier sehen das nicht so eng mit dem Dreck wie wir. Hier in der Ecke habe ich auch mein Insta-Statement zum Thema „Deutschland ist ein Paradies“ gemacht. Hier an den Ständen waren viele exotische Früchte, die ich fotografiert habe, oder Früchte, die wir kennen, aber in einer anderen Form, also andere Sorten. Dann habe ich einen kleinen Shiva Tempel gesehen und gegenüber saß eine Familie in einer kleinen Nische. Das sind 2-3 Quadratmeter und von dort aus verkaufen die Leute ihre Waren. Ich wollte dann eine Blume kaufen, um sie zu Ehren Shivas zu spenden. Sie wollten 20 Rupien für die Blume, das sind ungefähr 25 Cent. Ich wollte Ihnen ein Trinkgeld geben, aber Sie nahmen es nicht an. Stattdessen kam Ihr Sohn Rajputan zu mir, legte mir auf mein Tablett mit der Kette ein Stück schwarzen Räucherwachs. Was genau das ist, muss ich noch herausfinden. Er gab mir außerdem noch eine selbstgemachte Kerze. Dann hat er mir gezeigt, wie der Ablauf ist. Wir haben uns nicht 100% verstanden, aber wir haben viel gelacht und es war sehr spannend.

In dem kleinen Tempel versuchte er mir die dort dargestellten Gottheiten, ca. 12 Stück, und deren Bedeutung zu erklären. Am Ende der Führung gab es noch 2 Wandmalereien von Gurus zu sehen, eine von einem 1000 Jahre alten Guru. Wieder draußen wurde ich gebeten mich zu setzen, ich zog meine Schuhe aus und setzte mich zu Rajputans Mutter und seinem Vater. Wir umarmten uns und ich wurde gefragt, ob ich Tee möchte und Hunger habe. Unglaublich, was dann passierte, von ihrem wenigen Geld nahm Rajputan 50 Rupien von seiner Mama und sie kauften mir Chai und indischen Toast. Der Toast war so unglaublich lecker, genau wie der Masala Chai. Ein Glücksgefühl durchströmte mich, als ich da saß und aß und trank und mit den anderen lachte. Dann kam ein kleiner Junge, zog meine Schuhe an und lief damit herum, mein Blick muss etwas seltsam gewesen sein, denn Rajputan und seine Eltern fingen an zu lachen, der kleine Junge war Rajputans Sohn. Dann machten wir ein paar Fotos und ein paar Freunde von Rajputan, die uns gesehen hatten, kamen zu uns, neugierig, mich kennen zu lernen. Nach einer kurzen Vorstellung lud mich Ballu, einer seiner Freunde, zu seiner Familie ein. Nach einer nicht enden wollenden Verabschiedung mit Rajputans Familie, ging ich mit Ballu ein Stück weiter. Auf einer großen Decke unter einer Plane saß seine 20-köpfige Familie. Als erstes stellte er mir seine Tante vor, die der Boss der Truppe ist, Ballu selbst ist übrigens 61 Jahre alt. Dann hatte ich eines der aufregendsten Erlebnisse meines Lebens. Meine erste Feuerzeremonie. Nachdem ich alle begrüßt hatte, begann die 2-stündige Zeremonie. Zuerst wurden verschiedene Schalen gemischt und eine Kokosnuss gefüllt, was genau drin war würde zu lange dauern zu erklären, aber was für Gaben das waren, erzähle ich euch. Viel Reis, Ghee, Milch, Kardamom, Zimt, Muskat, Macis, Holz, Zucker, Zuckerpaste. Alles wurde gemischt, eine sehr aufwendige Prozedur. Nebenbei wurde Brot gebacken und Soßen gemacht, ich dachte für die Familie, aber auch das kam am Ende in die Feuerschale. Hier hat man verstanden, dass man geben muss, um zu bekommen. Wir saßen alle eng beieinander, die Kinder lehnten sich an mich und die Gaben wurden zum Anfassen herumgereicht und dann bekam jeder einen kleinen Teller.

Dann sangen wir ein 30-minütiges Mantra, am Ende jedes Satzes sagte man Shavana und nahm mit Daumen und Ringfinger etwas von der Gabe und warf es ins Feuer. Dann haben wir Früchte genommen, Mangos und Birnen, auch die haben wir ins Feuer geworfen, zusammen mit dem gekochten Essen. Dann bekamen alle ihren Glückspunkt auf die Stirn. Nach ein paar weiteren Gesprächen hat mir Ballu dann gesagt, dass er mich wieder zurück Richtung Hotel bringt, weil die Gegend wo wir waren sehr arm war und er sich Sorgen machte. Mit einer Fahrradrikscha sind wir dann zu seiner Rikscha gefahren worden und mit den Worten „Thats my indian Helicopter“ hat mich Ballu zum Connaught Place gebracht, ein Ort den ich kurz mit meinem Guide besucht hatte und den ich mir nochmal anschauen wollte.

Nach einer herzlichen Verabschiedung und einem netten Trinkgeld als Dank für die Fahrt und die Gastfreundschaft ging es weiter. Hier schaute ich mir die Märkte an und wollte mir eine schöne weiße Leinenhose kaufen. Ein ca. 20 jähriger Inder wollte mir eine Ecke zeigen, wo das gut geht, aber dieser Laden war sehr versteckt und drinnen haben schon 6 andere gewartet und nicht nett geguckt, deshalb bin ich schnurstracks zurück zum Markt. Dort traf ich Mucki, er sagte, er wolle sein Englisch verbessern und mir einen schönen Foodplace zeigen, dieser hieß Golem Market, dort habe ich das beste Essen bisher gegessen, Masala Dosa. In einer Rikscha hat mir Mucki dann verraten, dass das sein Job ist, Leute herumzuführen und er bekommt etwas, wenn sie etwas kaufen. Am Ende habe ich ihm dann ein nettes Trinkgeld für die Tour gegeben und noch etwas für ein Schulbuch für ihn, ob das stimmt, weiß ich nicht, aber ich hatte ein gutes Gefühl dabei. Dann bin ich zurück ins Hotel, hier in der Nähe hab ich einen gegrillten Gemüseteller mit einer Tomaten Curcuma Rajta und mit Knoblauch gefülltem Naan gegessen, das war gut. Jetzt gehe ich früh ins Bett, morgen früh um 6.45 Uhr kommt mein Zug in die heilige Stadt Rishikesh, dort werde ich in einem Kloster wohnen und kochen.

 

Rishikesh. Nach der Ankunft 3 Stunden Taxifahrt statt 1. Überall auf dem Weg Shiva Statuen und Tempel für verschiedene Götter. Es war ziemlich viel Regen auf der Straße und Geröll. Ich war mir kurz nicht sicher ob man hier fahren kann. Wir sind ein Stück im Himalaya am Anfang der Berge. Hier ist es anders als in Delhi, weniger Verkehr, weniger Menschen aber vor allem frische Luft. Der Ganges fließt hier entlang und entspringt oben im Himalaya, es ist ein riesiger Fluss, der durch den ganzen Regen ziemlich aufgewühlt ist. Über die schmalen Straßen von Rishikesh fuhren wir zum Ashram Ahnand Prakash, eine Art Yogakloster. Ich verabschiedete mich von dem super netten Taxifahrer und betrat den Ashram. Ich wurde sehr herzlich empfangen, erzählte, dass ich auf der Suche nach neuen Rezepten sei und bekam gleich Tipps und Anregungen für meine Tage hier. Der Besitzer hat mir gesagt, dass dieser Ort viele Menschen verändert, ich bin gespannt, was er mit mir macht. Dann habe ich erst einmal eine Hausführung bekommen. Ich bin in einem Doppelzimmer untergebracht, aber noch alleine, vielleicht kommt noch jemand dazu. Das Bad ist etwas einfach, aber für indische Verhältnisse ist alles sehr sauber.

Das Mittagessen war gerade zu Ende und so machte ich mich auf den Weg in die Stadt, verirrte mich direkt und fand auch nicht mehr zurück. Was aber nicht weiter schlimm war, da ich danach die meisten Wege gut kannte. Um ehrlich zu sein, am kleinen Weg runter zum Ashram bin ich davor bestimmt 5 Mal vorbei gegangen. Hier gibt es viele Affen, Kühe und Hunde, die wild zwischen Einheimischen, Touristen, Rollern und Autos herumlaufen. Außerdem viele Straßenstände mit Klamotten. Hier sind wirklich ein paar gute dabei. Und die Preise sind natürlich unschlagbar. Hier habe ich mich zum ersten Mal erholt, das Chaos in Delhi war halt wirklich kein Strandurlaub. Nach 2-3 Stunden war ich kurz davor, nach dem Weg zu fragen und dachte, komm mal runter und dann fragst du. Aber ich habe den Weg alleine gefunden. Im Ashram gab es dann Abendessen. Hier gibt es ein strenges Programm, was mir sehr gut tut.

Der Tagesablauf ist wie folgt:


5:20 – 6:00 Uhr: geführte Meditation mit dem Guru
6:00 – 7:30 Uhr:  Yogakurs
8:00 – 8:30 Uhr:  Feuerzeremonie
8:30 – 9:00 Uhr:  Frühstück
12:30 – 13:00 Uhr:  Mittagessen
16:30 – 18:00 Uhr:  Yogakurs
18:30 – 19:00 Uhr:  Abendessen
21:00 Uhr:  Bettruhe

Es gab dann noch einen würzigen Bohnen‑Kartoffel‑Eintopf mit etwas Reis. Wie immer nahmen wir Teller, Becher und Schalen selbst weg und spülten sie anschließend. Geschlafen habe ich allerdings schlecht.
Der Morgen begann mit meiner zweiten Feuerzeremonie – die erste hatte ich schon in Delhi erlebt – und der gewohnten Routine, bevor ich durch die Stadt streifte. Später kochte ich zusammen mit Dinesh das Abendessen.

Am Abend wurde getanzt: erst mit Daniel, Sandra, Sarah, Moran und Swamma, dann sang der Guru, und im „Om Shanti Café“ ging das Singen und Tanzen weiter. Mein neuer Zimmergenosse Rivan traf ein, und am nächsten Tag standen eine Rollertour, eine „Kaffee‑Tour“, ein Stopp im Bistro Lavendia und schließlich eine wohltuende Massage bei Dinesh auf dem Programm.

Es war verregnet. Nach kurzem Shopping hieß es Abschied nehmen. Wegen einer Straßensperre brauste ich mit dem Roller nach Ram Jhula, dann weiter nach Haridwar – gerade fünf Minuten vor Abfahrt dort. Essen besorgt, zum falschen Gleis geraten, quer über den Bahnhof gehetzt … und den Zug nach Amritsar im letzten Moment erwischt.

Die Zugfahrt selbst war dafür dann sehr entspannt: knusprige Samosas, eine dreieckige Blätterteigtasche und eine nette Familie, mit der ich den Tisch teilte.

 

Der Tag begann mit meiner gewohnten Morgenroutine: Bei der Feuer‑Pooja konnte ich diesmal schon fast alle Riten vollständig mitvollziehen.

Danach bummelte ich durch die Läden. Ich kaufte kleine Statuen, Schmuck und leichte Stoffhosen – merkte dann allerdings, dass das Bargeld nicht ganz reichte. Zum Glück zeigte der Händler Verständnis, und ich holte später den Rest. Eine besondere Freude war mein lang ersehnter, handgewebter Hanf‑Rucksack, den ich mir endlich gönnte.

Nach einem herzlichen Abschied stieg ich auf den Roller. Wegen der Monsun­regen war die Straße nach Ram Jhula von Geröll und Matsch übersät, überall drohten Erdrutsche. Trotzdem erreichte ich Haridwar gerade noch fünf Minuten vor Zugabfahrt. Erst verirrte ich mich ans falsche Gleis, sprintete quer über den Bahnhof – und sprang im letzten Moment in den Zug nach Amritsar.

Die achtstündige Fahrt, die längste meines Lebens, war dank knuspriger Samosas, einer dreieckigen Blätterteigtasche und einer netten Familie am Nebentisch erstaunlich angenehm.

In Amritsar holte mich ein Taxifahrer ab und brachte mich spätabends zu Gurinders Familie. Schon die Fahrt zeigte, wie grün und sauber Punjab ist: Plantagen, Farmen und überall Obstbäume. Gurinders Homestay erwies sich als deutlich gemütlicher und gepflegter als mein letztes Hotel. Obwohl es fast Mitternacht war, begrüßte er mich herzlich. Die Familie schlief bereits, doch Gurinder stellte eine Flasche Whisky auf den Tisch – mein erstes Glas leerte ich in einem Zug, woraufhin er großzügig nachschenkte.

Im Flur entdeckte ich seine Bibliothek: Bücher über Spiritualität, Philosophie, Mindset und Anatomie, manche kannte ich selbst. Wir gerieten sofort ins Gespräch, philosophierten gut eine Stunde lang – eine perfekte Fortsetzung meiner Erfahrungen aus dem spirituellen Rishikesh. Schließlich gingen wir zufrieden und müde zu Bett.

 

Ich wachte unausgeschlafen auf – die Flut an Eindrücken zehrt, wenn auch im besten Sinne. Gurinder zauberte ein köstliches Frühstück: knusprig‐würziges Papad zu einem erfrischenden Gurken‑Koriander‑Salat mit Zwiebeln, Öl und einem Spritzer Essig.

Danach lud er mich zusammen mit seinem Vater zu einer Familienrundfahrt ein. Stationen waren knapp bemessene Fünf‑Minuten‑Besuche bei alten Freunden des Vaters, bis wir im Heimatdorf ankamen. Dort überraschte mich Gurinders eigene Farm: Reisfelder und vereinzelte Obstbäume. Bevor das Wasser in die Felder geleitet wird, sammelt es sich in einem Becken – wir ließen die Füße baumeln und genossen die wohlverdiente Abkühlung, begleitet von herzhaftem Gelächter der beiden, die den Tag zur Comedy‑Show machten.

Auf dem Rückweg besorgten wir Bier. „Ein Sohn bleibt immer ein Sohn“ – als Gurinder im Auto eine Zigarette drehen wollte, riss ihm sein Vater das Ding aus der Hand und warf es prompt zum Fenster hinaus; beinahe wären wir vor Schreck in den Graben gefahren.

Abends ging es auf Food‑Tour zum Goldenen Tempel, der in der Unabhängigkeitstags‑Nacht in Menschen, Licht und Musik schimmerte. An einer Straßenecke gönnten wir uns Eis, gefüllt mit Trockenfrüchten und Nüssen. Eine Straßentheater‑Show – eine Mischung aus Pantomime und Gesang in grellbunten Kostümen – zog uns in ihren Bann, auch wenn mir der opulente Goldschmuck‑Look noch immer fremd ist.

Zwischendurch suchten wir einen neuen Roller für Gurinder und stärkten uns mit herrlich gewürztem Fisch, serviert mit grüner Kräutersauce und einer cremigen Garam‑Masala‑Sauce. Auf der Rückfahrt reihten sich Obststände aneinander – Punjab ist tatsächlich der „grüne Staat“. Nach sechs, sieben Stopps hatte Gurinder die süßesten Früchte zum besten Preis: Guaven, Papayas, Mangos, Kakis, Drachenfrucht, Äpfel, Birnen, Melonen und Limetten füllten den Kofferraum.

Den Abend beschlossen wir in einem Lokal, wo man sein eigenes Bier mitbringen durfte und dazu kommentarlos Nüsse und Dips serviert bekam. Als ich erzählte, dass man in Deutschland manchmal schon für eine zweite Serviette schief angesehen wird, lachte Gurinder Tränen. Obwohl wir längst satt waren, bestellte ich noch knusprig panierte Käsebällchen in Cornflakeshülle – der Duft war zu verlockend.

Zu Hause fielen wir erschöpft, aber glücklich, ins Bett.

Der Tag begann mit einem kräftigen Frühstück: fluffiges Naan, Masala Chai, ein paar Kekse und ein wärmender Eintopf aus Mungbohnen und Reis.

Zurück in Amritsar stürzten wir uns erneut in eine Food‑Tour durch die Punjabi‑Küche. Höhepunkte waren Biraah Chicken und Chole Bhature – ein riesiges, in Öl aufgeblasenes Brot, das wir mit Kichererbsen in einer süß‑herzhaften „Magic Sauce“, frischem Paneer und einem scharf‑frischen Minz‑Koriander‑Chutney kombinierten.

Bei Tageslicht wirkt der Goldene Tempel ebenso beeindruckend wie nachts; sein goldener Schimmer spiegelt sich tagsüber in den regennassen Marmorböden. Als ein Monsunschauer losbrach, flüchteten wir in eine Bibliothek und vertieften uns in uralte vedische Schriften – ein ruhiger Kontrast zum geschäftigen Tempelbezirk.

Später kehrten wir zu Gurinders Familie zurück, packten unsere Taschen und bestiegen den Nachtzug nach Agra. Die Fahrt war turbulent und aufregend, ein weiteres Kapitel auf dieser unvergesslichen Reise.

Ich erreichte Agra und wurde von Sweety herzlich empfangen – ihr Zuhause ist so charmant wie ihr Name. Auf den Straßen turnten Affen zwischen streunenden Hunden, ein irrer erster Eindruck.

Unser erster Weg führte natürlich zum Taj Mahal. Mumtaz Mahal, die Lieblingsfrau von Großmogul Shah Jahan, starb mit nur 38 Jahren; ihr letzter Wunsch war ein Grabmal, „so schön wie die Liebe selbst“. Innerhalb von nur 22 Jahren errichteten 20 000 Arbeiter mit 6 000 Gespannen aus Pferden, Kamelen und Elefanten das 75 Meter hohe Mausoleum. Die vier Gartenvierteilungen sollten ein irdisches Paradies darstellen – Milch, Honig und Duftwasser flossen einst in eigenen Becken, über 100 000 filigrane Marmorblüten schmücken die Anlage. Edelsteine wie gelber Jaspis, grüner Malachit, Jade, Onyx, Koralle, Perlmutt und Türkis bilden die kunstvollen Intarsien. Nach britischer Vernachlässigung erstrahlt der Taj seit den Restaurierungen Mitte des 19. Jahrhunderts wieder und gilt als eines der sieben Weltwunder.

Von dort ging es in die Altstadt: knusprige Pakoras, klebrige Jalebi‑Schleifen und ein kristallklarer „Petha“-Würfel stillten den Süßhunger. Wir besuchten eine Teppichmanufaktur – bis zu 900 Knoten auf nur einem Quadratzoll! – und eine Werkstatt für Marmor‑Intarsien, in der dieselbe Technik wie am Taj gepflegt wird.

Am Abend zeigte uns unser äußerst humorvoller Guide das Rote Fort. Die Festung vereint hinduistische und islamische Elemente: über Torbögen prangen drei islamische Sterne, die zugleich an die hinduistische Götter‑Triade Shiva, Vishnu und Brahma erinnern. In den kaiserlichen Gemächern soll eine Wanne aus Milch, Rosenwasser und Honig standesgemäß überallhin mitgereist sein.

Zum Abschluss speisten wir in einem muslimischen Lokal.

Der Tag begann um 5:40 Uhr mit einem regelrechten Straßen‑Ringkampf: etwa dreißig Hunde versus fünfzig Affen. In die Bettdecke gewickelt trat ich vor die Tür – alle starrten mich an und stoppten ihr Gefecht. Als Sternzeichen Löwe fühle ich mich natürlich für einen kurzen Moment wie der König des Dschungels. Danach: Yoga und Meditation während kein einziger Gedanke auftauchte. Dann eine Stunde aufräumen.  Sweety servierte das bislang beste Frühstück, und den Rest des Vormittags ließ ich es ruhig angehen.

Die Zugfahrt von Agra nach Jaipur war eigentlich kurz, zog sich wegen Verspätung aber auf gut vier Stunden. Am Bahnhof wartete Yuvraj, mein erster Guide aus Delhi. Seine Frau war gerade bei ihren Eltern – also „sturmfrei“ und Partylaune. Auf dem Roller (Fahrzeit rund eine Stunde) durfte ich selbst einmal lenken; indischer Verkehr verlangt definitiv einen eigenen Führerschein.

Yuvraj hat mit 28 am Stadtrand sein eigenes Vier‑Stock‑Haus gebaut; erst seit drei Monaten wohnt er dort, alles noch etwas spartanisch, aber der Dachterrassen‑Ausblick ist großartig.

Dann haben wir ein paar Bier getrunken und gekocht. Beziehungsweise ich hab mehrere Bier getrunken, meine Indischen Freunde waren teilweise nach dem ersten schon sehr gut dabei. Erstmal gab es Gemüse und Käse Pakora. Dann habe ich mir ein paar Sachen zusammengesucht und was in meinem eigenen Style gekocht, gemixt mit den indischen Eindrücken, die ich gesammelt habe. Fazit, die Leute sind ausgerastet.

 

Um 6 Uhr klingelte der Wecker; eine halbe Stunde später saß ich schon auf dem Leih‑Rad. Unser Guide Jadev führte uns durch Jaipur, das 1740 planmäßig auf flachem Land entstand und nach Jai Singh II benannt wurde („‑pur“ = Stadt).

Erster Stopp war die berühmte 800 Meter lange Marmorschnitzergasse. Wer hier geboren wird, besucht keine Schule, sondern lernt den Familienberuf: fünf Werkstätten teilen sich die Arbeit – vom groben Zuschnitt bis zu verblüffend lebensechten Porträtfiguren, die nach Fotos entstehen.

Weiter ging es zum riesigen Gemüsemarkt: geschäftiges Feilschen, Berge von Ware, und leider auch viel Weggeworfenes. Gleich daneben der Blumenmarkt: Blüten werden hier vor allem für Opfergaben gekauft – einmal gerochen oder als Schmuck getragen, gelten sie als „benutzt“ und dürfen nicht mehr geopfert werden.

Nach ein paar Kilometern erreichten wir einen großen Vishnu‑Tempel aus schneeweißem Marmor, flankiert von Ganesha‑ und Shiva‑Schreinen. Drinnen wurde geklatscht, gesungen, getanzt – natürlich stand ich mitten im Getümmel.

Zum zweiten Frühstück gab es Masala Chai, diesmal nur mit grünem Kardamom, dazu scharf‑knusprige Kachori (Zwiebel‑Kartoffel‑Bällchen) mit süßer Tamarinden‑Soße. Die vielen frittierten Snacks hier hängen mit „Ghee“ zusammen: Butterschmalz symbolisiert Wohlstand und wird sogar im Tempel geopfert; heutige Straßenköche braten jedoch meist in Sojaöl bei weit über 200 °C, ganz ohne Fritteuse. In Deutschland will ich das später in der Heißluftfritteuse testen – vielleicht mit einem Hauch Ghee.

Zum Abschluss lud uns Jadev – wir waren nur ein holländisches Paar und ich – in sein winziges, dreistöckiges Haus ein; jedes Zimmer misst kaum vier Quadratmeter. Hier lebt er mit Eltern und vier Brüdern, von denen der 25‑jährige Jüngste die Tour begleitete, um das Geschäft zu lernen.

Ich habe angefangen Hindi zu lernen.